Im KönzgenHaus hat jetzt die 2. Halterner Richtertagung stattgefunden; eine bundesweit einzigartige Veranstaltung, die sich bereits jetzt als feste Instanz im KönzgenHaus etabliert hat.
Themen aus dem Alltag von Mitarbeiter*innenvertretungen und Gerichten
Konzipiert als Fortbildungsveranstaltung für Vorsitzende, stellvertretende Vorsitzende und Beisitzer*innen an Kirchlichen Arbeitsgerichten und MAVO-Einigungsstellen durfte das Organisatoren-Team aus KönzgenHaus, Katholischer Universität Eichstätt, Ruhr-Universität-Bochum sowie DiAG-MAV Bistum Münster rund 40 Teilnehmer*innen und Referent*innen begrüßen.
Intensiver „richterlicher“ Austausch
Diese kamen nicht nur aus der näheren Umgebung sondern sind für das zweitägige Seminar aus ganz Deutschland nach Haltern am See angereist. „Mit der Halterner Richtertagung wollen wir eine Plattform bieten - nämlich sich intensiv auszutauschen, zu tagen und damit einen Diskurs stattfinden zu lassen, den es ohne diesen persönlichen Austausch nicht geben würde.“, so Michael Ossege vom KönzgenHaus.
Hochkarätige Referent*innen und aktuelle Entwicklungen
Auf dem zweitägigen Programm standen die Erfahrungsberichte und Einschätzungen hochkarätiger Referent*innen. Dr. Martin Fuhrmann vom Verband der Diözesen Deutschlands gab zunächst einen Überblick zu den Neuregelungen der geltenden Mitarbeiterverordnung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.
Den darüber hinaus weiter gehenden Reformbedarf sprach Prof. Dr. Renate Oxenknecht-Witzsch von der Katholischen Universität Eichstätt an, beispielsweise beim Arbeits- und Gesundheitsschutz, genau wie die bislang sehr eingeschränkte Mitbestimmung bei der Einstellung von pastoralen Mitarbeitern, die dringend überarbeitet werden müsse.
Aktuelle Fälle und Erfahrungsberichte
Professor Dr. Jacob Joussen von der Ruhr-Universität Bochum stellte spannende Urteile aus der Rechtsprechung des kirchlichen Arbeitsrechts in der evangelischen Kirche vor, während Professor Dr. Heinz-Jürgen Kalb als Präsident des Kirchlichen Arbeitsgerichtshofs Bonn einen Einblick in die Rechtssprechung der vergangenen zwei Jahre gab.
Schließlich präsentierten Rechtsanwalt Dr. Norbert Gescher, der Juristische Berater der DiAG Fulda, und Roswitha Stöcke-Muhlack, die Vorsitzende des Kirchlichen Arbeitsgerichtes in Hamburg, noch sehr konkrete Einblicke in ihre praktische Arbeit und ein Urteil aus diesem Frühjahr.
Neben dem interessanten Input durch die anderen Referent*innen schätzt auch Roswitha Stöcke-Muhlack die Möglichkeit zum Austausch zwischen allen Beteiligten hier sehr: „Die Halterner Richtertagung ist die einzige Veranstaltung dieser Art und für mich ein Muss; in guter Atmosphäre hört man interessante Beiträge und kann sich hervorragend mit Kolleg*innen austauschen, die man so sonst gar nicht treffen würde. Und das nicht nur mit den vorsitzenden Richter*innen aus ganz Deutschland, sondern auch vielen ehrenamtlichen Beisitzenden.“
Von Machtverhältnissen, Hirten und (un)folgsamen Schäfchen
Am Abend des ersten Veranstaltungstages wurde es mit einer Lesung der Politikwissenschaftlerin und Journalistin Dr. Christiane Florin dann sehr kurzweilig und launig. Die prominente Autorin hat es mit unterhaltsamen Auszügen aus ihrem neuesten Buch „TROTZDEM! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben“ geschafft, ernste Themen und Thesen an die Ohren der Zuhörer und zur Diskussion zu bringen.
Obwohl das Wort „Macht“ im Kirchenrecht nirgendwo vorkomme - „allenfalls das Wort Vollmacht“, so Florin – so ist die Frage nach Augenhöhe und Machtverhältnissen im Bereich der betrieblichen Mitbestimmung auch innerhalb der Dienstgemeinschaft des 3. Weges ein zentraler Punkt, wie KönzgenHaus-Geschäftsführer Norbert Jansen deutlich machte. Christiane Florin bringt es folgendermaßen auf den Punkt: In Bezug auf die Kirche sei sie sehr froh „um jedes Schaf, das nicht folgsam in der Herde trottet“.
Halterner Richtertagung als feste Instanz
Ruth Hochgürtel vom KönzgenHaus zieht nach der Veranstaltung insgesamt ein positives Fazit für die Veranstalter: „Trotz Corona-Auflagen und dem damit verbundenen Mehraufwand bei Vorbereitung und Durchführung war die Halterner Richtertagung auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Das macht auch das Echo der Teilnehmer*innen und Referent*innen sehr deutlich.“ Die nächste Halterner Richtertagung ist für Herbst 2022 geplant.
Fotos: Maik Meid