(Ein Bericht des Bistums Münster von Michaela Kiepe)
Im Könzgen-Haus am Annaberg ist es ruhig. Im Foyer, wo sich sonst Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer auf einen Kaffee in der Pause treffen, ist kein Betrieb. „Das ist ein seltsames Gefühl. Wir merken, wie leer das Haus sein kann, und wie schön es ist, wenn es belebt ist“, ist Geschäftsführer Norbert Jansen in den vergangenen Wochen klar geworden.
Und Annette Seier, stellvertretende Geschäftsführerin und pädagogische Mitarbeiterin, ergänzt: „Eigentlich haben wir das Jahr hindurch eine Vollbelegung. Doch aus der Vollbelegung wurde eine Vollbremsung.“ Seit dem 16. März ist der Betrieb des Tagungs- und Bildungshauses vorübergehend eingestellt. Nun ist ein Ende in Sicht.
Am 22. Mai starten die ersten Veranstaltungen wieder.
Natürlich mit den entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln. „Wenn die Gäste ins Haus kommen, müssen sie einen Mundschutz tragen. Das Essen gibt es als Tellergericht. Die Tische stehen entsprechend weit auseinander. In die Vortrags- und Seminarräume dürfen nicht mehr so viele Personen“, nennt Jansen einige Beispiele. Den beiden Verantwortlichen ist es ein Anliegen, dass trotz der vielen Regelungen das Haus nicht an Atmosphäre verliert.
Eine Belegung mit bis zu 60 Übernachtungsgästen in Einzelzimmern sei möglich. Auch für die beiden Familienfreizeiten, die im Sommer angeboten werden, sieht Seier gute Chancen, dass sie durchgeführt werden können.
Viele Kurse mussten in der letzten Zeit abgesagt werden.
„Doch die Gruppen bleiben uns gewogen und haben nach Alternativterminen gefragt“, berichtet Seier, die seit 25 Jahren im Könzgen-Haus arbeitet. Die 49 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musste die Geschäftsführung während der Schließung bis auf wenige Ausnahmen in die Kurzarbeit schicken. „Das hat es noch nie gegeben, und daran wollen wir uns auch nicht gewöhnen“, sagt Jansen, der sich zudem Sorgen über die wirtschaftliche Zukunft des Hauses macht. „Wir haben gute Jahre hinter uns, aber keine Gewissheit, dass es so weitergeht. Diesen Aspekt haben wir im Blick“, erklärt 58-Jährige, der die verbandspolitische Bildungsstätte der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der CAJ seit fünf Jahren leitet.
Zudem sei der Betrieb unter Auflagen nicht wirtschaftlich, denn er sei auf andere Belegungszahlen ausgelegt. „Trotzdem sind wir verhalten optimistisch, aber der Optimismus überwiegt“, sagt er.
Zwischendurch hatte das Team einige Seminare als Webinare übers Internet angeboten.
„Aber bewusst nur als Zwischenschritt. Denn die Menschen sollen sich in unserem Haus begegnen. Das ist uns wichtig. Erfahrung geht nur durch persönliche Begegnung“, erklärt Jansen. Gewohnte Routinen gebe es nun nicht mehr. „Das macht uns wach und beflügelt uns. Die Veränderungen begreifen wir auch als Chance“, sieht er einen positiven Aspekt in der Krise. Die pädagogischen Methoden müssten unter den Auflagen ebenso hinterfragt werden. „Da ist Kreativität angesagt, um neue didaktische Wege zu gehen. Ich sehe uns auf einem guten Weg“, ergänzt Seier.
Jetzt freuen sie sich gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass es wieder losgeht. „Aber wir fahren auf Sicht“, zitiert Seier die Politik. Niemand wisse, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickle.
Norbert Jansen (links) und Annette Seier haben sich in der letzten Zeit mit Hygienekonzepten und Abstandsregeln beschäftigt, um am 22. Mai den Betrieb im Könzgen-Haus wieder aufnehmen zu können.
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe