Wir haben uns mit Jana Volk verabredet und ein Interview zum Thema Macht und Veränderung geführt und fragten sie, welche Bedeutung und Gedanken für die Mitarbeitervertretung damit verbunden sind bzw. sein könnten.
Jana ist eine unserer Referent*innen im KönzgenHaus. Sie leitet und hält Seminare wie z. B. das MAV-Basiswissen oder Seminare für MAV-Vorsitzende und -Vorstände. Als aktive Mitarbeitervertreterin war sie selbst schon in ihrer Einrichtung engagiert und hatte in dem Gremium auch schon die Wahl zur Vorsitzenden angenommen.
Diese Erfahrungen und Perspektiven sowohl aus dem eigenen Engagement in der MAV als auch im Austausch mit Mitarbeitervertreter*innen in unseren Seminaren möchten wir gerne mit unseren Leser*innen teilen.
Hallo Jana, vielen Dank für Deine Bereitschaft zu diesem Interview. Das Thema unseres Newsletters lautet Frau.Macht.Veränderung. Wir freuen uns daher, dass Du uns Deine Sicht als Frau auf die Stichworte „Macht“ und „Veränderung“ im Kontext der (MAV-) Arbeit erläuterst.
Jana Volk: "Hallo, sehr gerne, ich freue mich über Eure Einladung! Ob Geschäftsführung, Abteilungsleitung, Pflegedienstleitung, Verwaltungsleitung, Arzt*in und Patient*in, Anleitung und Auszubildende*r oder oder oder. Ein Machtgefälle ist im Arbeitsalltag an vielen Stellen automatisch gegeben. Viele Unternehmen sind nach wie vor hierarchisch strukturiert, hinzukommen die Schutzbefohlenen in unseren sozialen Einrichtungen. Auch ein Wissensvorsprung, über Personen oder geplante Veränderungen im Unternehmen, kann Macht bedeuten. Ob diese Macht zum Nachteil ausgenutzt wird, ist jeweils eine andere Frage."
Welche Rolle spielt „Macht“ in einer Mitarbeitervertretung?
Volk: "In der Zusammenarbeit zwischen MAV und Dienstgeber kann Macht auf viele Arten eine Rolle spielen. Wie gut kennen wir uns als MAV im Gesetzestext aus, wie können wir unser Ziel aber auch strategisch und argumentativ umsetzen, wer hat die Macht über die Sitzung und den Ort uvm."
Im Gremium selbst und im Austausch mit dem Dienstgeber?
Volk: "Innerhalb der MAV müssen die Mitglieder an einem gemeinsamen Strang ziehen und gegenseitig von ihren Stärken profitieren. So können Aufgabenverteilungen anhand persönlicher Stärken (wie Konfliktfähigkeit, Struktur, Wissen von Paragrafen o. Ä.) gewinnbringender sein, als sie zwingend an eine Funktion (wie den Vorsitz, die Schriftführung o. Ä.) zu knüpfen. Wissensvorsprünge von „alten Hasen“ oder Motivationsungleichgewichte innerhalb des Gremiums können durch MAV-Schulungen oder gemeinsame Klausurtage ausgeglichen werden und schweißen das Gremium zusammen."
In welchen Situationen kommt ein (Un-) Gleichgewicht von Macht in dieser (christlich geprägten) Arbeitswelt zum Vorschein?
Volk: "Grundvoraussetzung für positive Veränderungen in einem Unternehmen ist zwangsläufig die Kooperation und der gemeinsame Wille zur Veränderung von MAV und Dienstgeber. Ist auch die Dienstgeberseite dem Konstrukt MAV positiv gegenüber eingestellt erleichtert es Verhandlungen ungemein. Ist die MAV im rechtlichen und argumentativen Bereich kompetent und auf Augenhöhe mit der Dienstgeberseite ist dies eine gute Basis, um Veränderung im Interesse der Mitarbeitendenschaft zu schaffen."
Wie geht die MAV in der Regel mit Macht um, was bemerkst du als Seminarleitung?
Volk: "Rechte im Zweifel auch einzufordern und Konflikte einzugehen kann als MAV-Neuling zunächst eine Überwindung sein. Doch die MAVO hat uns allen dafür eine Basis geschaffen, die wir auch nutzen müssen. Als MAVler*innen dürfen wir dabei nicht aus dem Blick verlieren: Unsere Kolleg*innen haben UNS gewählt, um für sie zu „streiten“, zu verhandeln und zu verändern."
Welche Möglichkeiten hat die MAV die Verhältnisse von Macht zu verändern?
Volk: "Der dritte Weg und somit die MAV gibt uns Möglichkeiten der Veränderungen, Mitspracherecht und somit auch Macht. Das mag nicht immer einfach sein, aber wie auch in der Politik: „Weil andere entscheiden, wenn ich nicht wähle“ ist es im Arbeitsleben: „Nur wer mitredet kann verändern“.
Vielen Dank, Jana!
Das Interview führte Michael Ossege.