Das ist der thematische Schwerpunkt der diesjährigen Karwoche im KönzgenHaus. Neben theoretischen Inhalten und besinnlicher Auszeit erwartete die teilnehmenden Familien in diesem Jahr auch eine echte Überraschung:
Bei Verkündung der erstmals eingeführten vegetarischen Woche gab es zunächst große Augen und Erstaunen. Was genau bedeutet es, in der Klimakrise keinen Menschen zurückzulassen? Wo haben wir und Andere Kreuze in unserem eigenen Leben zu tragen und welche Bedeutung kann Ostern für uns und die Welt haben? Diesen und anderen Fragen stellen sich gerade die rund 80 Teilnehmenden der diesjährigen Karwoche im KönzgenHaus.
Zur Veranschaulichung und zum eigenen Erleben dieser Themen hat sich das Team des KönzgenHauses in diesem Jahr ein ganz praktisches Experiment überlegt: In der diesjährigen Karwoche wird sich hier erstmals grundsätzlich komplett vegetarisch ernährt. Wer möchte, bekommt am Mittwoch, zum Abendessen am Ostersonntag sowie zum Mittagessen am Ostermontag Fleisch. Die Fleisch-Variante ist in diesem Jahr aber eindeutig als Sonderkost deklariert – das vegetarische Essen hingegen die Normalkost.
Verzicht und bewusster Umgang
„Der Klimawandel hat unter anderem auch ganz eindeutig etwas mit unserem Fleischkonsum zu tun. Und solidarische Gerechtigkeit geht für uns an manchen Stellen eben auch mit Verzicht einher. Wir fangen in dieser Karwoche damit an, genau an so einer Stelle mal einen Punkt zu setzen – und reden nicht nur über das, was wir tun können, sondern machen es jetzt einfach“, erklärt Seminarleiterin Birgit Laubrock.
Auf die Reaktionen zu dieser Ankündigung am Anfang der Karwoche waren sie und Kollege Christoph Holbein-Munske besonders gespannt, erzählt sie schmunzelnd. Erst einmal gab es betretenes Schweigen. Schlussendlich haben sich etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden tatsächlich für die „Sondervariante“ mit Fleisch an insgesamt drei Tagen entschieden. Und das sei natürlich völlig ok, so Laubrock. „Genau das wollten wir ja erreichen: Die gezielte und vor allem bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Fleischkonsum. Man merkt richtig, wie sich das Bewusstsein der Teilnehmenden weiterentwickelt, das eigene Handeln hinterfragt wird. Und das ist einfach toll!“
„Es geht! Gerecht.“
Spannende Erkenntnisse erhoffen sich Laubrock und ihre Kolleg*innen nun auch von den Reflexionsbögen, die zum Ende des Seminars von den teilnehmenden Familien ausgefüllt werden. Hier können alle noch einmal ganz anonym ihre Gedanken zum vegetarischen Experiment und der Karwoche im Ganzen abgeben. „Ich bin zuversichtlich, dass unser solidarisches Handeln in dieser Woche insgesamt gut ankommen wird; bis es dann zuhause tatsächlich auf die eine oder andere Art umgesetzt wird, könnte es noch etwas dauern. Aber in der Vergangenheit konnten wir häufig beobachten, dass die hier gemachten Erfahrungen tatsächlich eine „Langzeitwirkung“ haben und der hier erzielte Bildungseffekt auch über die teilnehmenden Familien hinaus weiter herausgetragen wird. Das zeigt uns einfach: Solidarisches Leben und Handeln fängt im Kleinen an - indem man einfach mal macht!“
Die Kar- und Ostertage im KönzgenHaus haben lange Tradition. Dieser jährliche Familien-Kurs, unterstützt immer auch durch Referent*innen von Misereror, verbindet Elemente politischer und theologischer Bildung sowie solche der Liturgie immer in der Frage nach Gestaltung von gutem Leben und von Gesellschaft. Besinnung und Gemeinschaft sowie die gemeinsame Gestaltung der Feiertage ermöglichen Familienzeit fernab von Hektik und Alltag.