Ein ungewöhnliches Bild gab es bei der diesjährigen Mitarbeiter*innen-Versammlung des KönzgenHauses: Um wegen Corona den Mindestabstand zu gewährleisten, kam man nicht in der hauseigenen Aula zusammen, sondern in der benachbarten Pilgerkirche am Annaberg. Diese wurde für diesen Zweck dankenswerterweise von der Gemeinde St. Sixtus zur Verfügung gestellt.
Trotz Krise optimistisch
Neben dem ungewöhnlichen Versammlungsort war es für alle auch etwas ganz Besonderes, nach über einem Jahr endlich einmal wieder gemeinsam zusammen zu kommen: Von den 49 Mitarbeiter*innen des KönzgenHauses waren fast alle anwesend, als Geschäftsführer Norbert Jansen der dank Kurzarbeitergeld und „Rettungsschirmen“ trotz Krise positiven Rückblick über das vergangene Haushaltsjahr und einen optimistischen Ausblick auf künftige Entwicklungen geben konnte:
„Wir müssen weiter auf die Inzidenzen sehen und abwarten, wie sich diese entwickeln. Aber in Punkto Buchungen blicken wir positiv auf das zweite Halbjahr 2021 und auch für 2022 haben wir jetzt schon einen sehr guten Buchungsstand. Das macht Mut und zeigt uns, dass unsere Art der Bildungsarbeit auch in Zukunft sehr gefragt ist.“
So habe es im KönzgenHaus in den vergangenen Monaten trotz Lockdown auch keinen Stillstand gegeben; die gästelose Zeit wurde genutzt, um in die Zeit nach Corona zu investieren – sowohl mit Zimmer-Renovierungen als auch dem Ausbau der WLAN-Verkabelung und Investitionen in die IT-Technik.
Nachgeholte Verabschiedung
Neben den Zahlen, Daten und Fakten rund um das abgeschlossene Geschäftsjahr des KönzgenHauses wurde die Anwesenheit fast aller Mitarbeiter*innen unter anderem auch dazu genutzt, den langjährigen pädagogischen Mitarbeiter und das MAV-Urgestein Josef Meiers in die Rente zu verabschieden. Die große MAV-Tagung im Januar, bei welcher Meiers Verabschiedung und Würdigung eigentlich geplant gewesen war, hatte wegen Corona ausfallen müssen.
Im Februar dieses Jahres hatte sich Josef Meiers aus dem aktiven Arbeitsleben zurückgezogen. Die letzten 14 Jahre seiner Tätigkeit hatte er im KönzgenHaus als pädagogischer Mitarbeiter gearbeitet. Der gelernte Heizungs- und Lüftungsbauer, der vielen auch als „Juppi Meiers“ bekannt ist, bezeichnet sich selbst als „Kind der Mitbestimmung“. Seit 1994 hatte er MAV-Kurse gegeben - damals noch im Bistum Aachen, seit 2006 im KönzgenHaus.
„Die personifizierte KönzgenHaus-Imagebroschüre“
In seiner Rede zur Verabschiedung von Josef Meiers verwies Geschäftsführer Norbert Jansen auf viele Formulierungen aus KönzgenHaus-Imagebroschüre und -Programm; an deren Entstehung sowie am ganzen Markenbildungsprozess des KönzgenHauses war der pädagogische Mitarbeiter vor einigen Jahren maßgeblich beteiligt - und fast alle wichtigen Schlagworte lassen sich auch in seiner Arbeit sowie Meiers Persönlichkeit wiederfinden:
- Die immer wieder zu aktualisierenden Fragen nach Gerechtigkeit und Solidarität;
- der geschärfte Blick für die Fragen der Zeit;
- die Stärkung der Urteilsfähigkeit sowie
- die Politische Bildung als die Verknüpfung von Engagement, Bildung und Begegnung.
Josef Meiers war Erfinder des Baukastenprinzips „Basiskurs, Aufbaukurs, Spezialkurs“ – einer Aufteilung der Seminare im KönzgenHaus, die bis heute wunderbar funktioniert und immer noch aktuell ist.
An vielen wichtigen Ereignissen und Entwicklungsschritten der Verbandsarbeit sowie der Arbeitnehmermitbestimmung der vergangenen Jahre war er maßgeblich beteiligt:
- 2007: Das Rentenmodell der KAB, 2008 dann „Cappuccino-Modell“ genannt
- 2014: Die Bewertung des „Chefarzturteiles“ sowie 2018 dessen Rüge durch den EUGH und dessen Kommentar zur Verfassungsmäßigkeit des „Dritten Weges“
- 2015: Die Änderung der kirchlichen Grundordnung bezogen auf Loyalitätsobliegenheiten
- 2017: Die MAVO-Novelle bezüglich kirchlicher Konzerne und Wirtschaftsausschüsse
- 2018: Die Verortung der ACA-NRW-Geschäftsstelle im KönzgenHaus
- 2018: Die erste Haltener Richtertagung
Drei Bücher und ein Hammer
Um seine Rede über Josef Meiers anschaulich zu untermalen, hatte KönzgenHaus-Geschäftsführer Norbert Jansen eine kleine „Werkzeugkiste“ gepackt. Darin enthalten: Ein Hammer als Symbol für Josef Meiers grundsolide praktische Ausrichtung und Bodenständigkeit. Und die drei Bücher, die seine Arbeit im Spannungsfeld von Bibel und Theorien kritischer Ökonomie repräsentieren bzw. eine Brücke schlagen: Die Bibel, „Das Kapital“ von Karl Marx und „Unbequeme Grenzziehungen“ von Oswald von-Nell-Breuning, dem „Nestor“ der christlichen Soziallehre.
Engagement und Persönlichkeit
Jansen zeigte sich beeindruckt vom Engagement Meiers: In den vergangenen Jahren hatte dieser neben seiner Arbeit als Pädagoge seine Zeit in unzählige KAB-Gremien, bei der Deutschen Rentenversicherung, beider ACA, bei ver.di und dem DGB sowie als Richter am kirchlichen Arbeitsgericht investiert - ohne sich je von einer Partei vereinnahmen zu lassen.
Neben seinem Engagement sowie seinem fundierten Wissen seien es vor allem auch die zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die Josef Meiers zu so einem wertvollen Pädagogen in seinem Team gemacht haben, so Jansen weiter:
„Kreative Einfälle, Nähe und Nahbarkeit; Empathie für Menschen in schwierigen Lebenslagen: Du, Josef, bist das leibhaftige „personale Angebot“! Immer authentisch und mit klaren politischen Zielen vor Augen.Einmischen, Menschen stützen und stärken, begleiten und fordern, unruhig auf die Welt gucken und sich nicht mit den „Umständen“ zufriedengeben - das alles zeichnet Dich aus. Die „Würdesäule“ von Menschen und Teilnehmern stärken und sie zum Handeln befähigen, den „aufrechten Gang“ einüben: Das sind von dir geprägte Bilder. Du bist ein politischer Bildner wie er im Buche steht, ein Pädagoge, der politisch denkt, fühlt und handelt.“Seinen Abschied vom KönzgenHaus und die vorangegangene Übergangsphase hatte Josef Meiers mit seinem Team und der Geschäftsführung mit strategischer Weitsicht lange geplant und frühzeitig eingeleitet; mit Ruth Hochgürtel und Michael Ossege wird der MAV-Bereichzukunftsfest weitergeführt.
Dankbarkeit und emotionale Worte
Nach weiteren lobenden Worten des KönzgenHaus-Aufsichtsratvorsitzenden und KAB-Diözesansekretärs Hermann Hölscheidt hatte Josef Meiers selbst das Wort. In seiner emotionalen Rede betonte er noch einmal die Bedeutung der MAV in kirchlichen Betrieben und die Auseinandersetzung mit dem „3.Weg“ der Kirchen - zumal genau am Tag seiner Verabschiedung auch für Mitarbeiter*innen des KönzgenHauses die MAV-Wahlen anstanden.Dann bedankte er sich bei seinen Kolleg*innen für die vergangenen Jahre und einen Arbeitsplatz, an dem er immer Spaß und Freude hatte – mit enorm viel Gestaltungsfreiheit und einem Team, auf dass er sich immer verlassen konnte. „Euer Zusammenhalt ist eure Stärke, das sieht man gerade in schwierigen Zeiten.“, gab Josef Meiers allen Mitarbeiter*innen noch mit auf den Weg. „Seht zu, dass das immer so bleibt. Und rechnet damit, dass ich ab und zu mal vorbeikomme.“
Unbedingt, lieber Juppi! Dein Lachen und Dein rheinischer Humor fehlen uns jetzt schon!