Sehr geehrter Herr Friedrich Merz,
vorgestern haben Sie als Kanzlerkandidat der CDU/CSU den Auftrag erhalten, eine neue Regierung für unser Land zu bilden. Zu diesem Wahlerfolg gratuliere ich Ihnen natürlich.
Kurz zu meiner Person:
Ich bin Priester der katholischen Kirche im Bistum Münster, seit 2007 Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Münster und seit 2023 zusätzlich Pastor im Pastoralen Raum Dinslaken-Hünxe-Voerde-Walsum.
Meine Arbeit in der KAB ist stark verknüpft mit der Soziallehre der Kirche und damit auch mit den Grundwerten der Soziallehre: Gerechtigkeit – Gemeinwohl – Solidarität – Subsidiarität – Nachhaltigkeit – Personalität – Frieden - Menschenwürde
Eine Aufgabe ist auch die Mitarbeit im Arbeitskreis Nikolaus Groß, dieser AK verbindet die KAB im Bistum Münster und die KAB im Bistum Essen. Nikolaus Groß war in der Nazizeit in der Leitung der KAB als Chefredakteur der Westdeutschen Arbeiterzeitung, der Zeitung der KAB. Vor 80 Jahren, am 23.01.1945 ist Nikolaus Groß von den Nazis ermordet worden. Sein Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde ist ihm zum Verhängnis geworden, Freisler, der ‚Blutrichter‘ des Naziregimes hat Nikolaus Groß am 15. Januar 1945 zum Tode verurteilt.
Am 7. Oktober 2001 wurde Nikolaus Groß in Rom durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Diese Arbeit führt natürlich auch dazu, dass wir uns in diesem AK einsetzen für den Erhalt der Demokratie, für die Achtung der Menschenwürde und für das christliche Gedankengut. Selbstverständlich sind wir gegen alle Strömungen, die unser Land wieder dem nationalistischen Gedankengut unterwerfen wollen, als treue Christinnen und Christen gehen wir dafür auch auf die Straße.
Deshalb habe ich mich auch fürchterlich über Ihre Rede am Samstag in München geärgert, denn in dieser Rede beleidigen Sie pauschal alle Menschen, die sich für Demokratie und Frieden einsetzen, die gegen rechts auf die Straße gehen. Das sind nicht wenige in unserem Land. Sie machen in dieser Rede durch Ihre Polemik uns, die wir als Christinnen und Christen die Demokratie in unserem Land schützen wollen zu Ihren Feinden. Sie sollten schon wissen, dass gerade das Christentum, dem sich Ihre Partei ja auch noch verpflichtet fühlt, für Sie, Ihre Partei und der künftigen Regierung ein starker Partner sein könnte.
Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie sich für Ihre Äußerungen entschuldigen, aber ich fordere von Ihnen, dass Sie in sich gehen und überlegen, ob Sie nach diesen Äußerungen und den Annäherungsversuchen an die AfD für den Posten des Kanzlers für das gesamte deutsche Volk geeignet sind. Ich persönlich hege meine Zweifel!
Für Ihre zukünftige politische Arbeit wünsche ich Ihnen viel von Gottes gutem Geist und ein Herz für die Menschenwürde, die allen Menschen gleich geschenkt ist!
Michael Prinz
Pfarrer und Diözesanpräses der KAB im Bistum Münster.
24.02.2025