Newsletter 2023-11

Arbeitsfeld Kita – Personalverordnung entfristetvon Birgit Laubrock

Der Fachkräftemangel in den NRW-Kitas ist groß. Eine fachlich gut fundierte Betreuung unserer Kinder ist aber notwendig, damit alle Kinder so früh wie möglich eine gute Bildung in den Kitas erhalten. Die Personalverordnung des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) NRW sieht im Rahmen der Fachkräftegewinnung die Möglichkeit der Fortbildung von Kinderpfleger*innen und Quereinsteigern aus anderen pädagogischen und therapeutischen Bereichen vor.

Wir haben in den vergangenen zwei Jahren im KönzgenHaus erfolgreich mit der Qualifizierungsmaßnahme „Arbeitsfeld Kita“ Fachkräfte qualifiziert. Diese wichtige Fortbildungsmaßnahme ist im Juni 2023 mit dem „Teil 2 der Personalverordnung KiBiz, §10-12“ bis 2030 verlängert worden. Für uns alle ist es eine gute Nachricht! Es kommt einer „Entfristung“ nahe, die es uns ermöglicht, die notwendige und gute Qualifizierungsmaßnahme weiter durchzuführen.

Wir leisten im KönzgenHaus einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftegewinnung, der eine gute frühkindliche Bildung für alle Kinder als Standard in den Kitas ermöglicht. Die nächste Qualifizierungsmaßnahme „Arbeitsfeld Kita“ im KönzgenHaus beginnt im Sommer 2024.

Arbeitnehmer*innenmarkt – immer gut für Arbeitnehmer*innen?von Ruth Hochgürtel

Von Arbeitnehmer*innenmarkt wird gesprochen, wenn mehr freie Stellen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen als freie Arbeitskräfte vorhanden sind.

Sofort denken wir an bessere Arbeitsbedingungen, höhere Bezahlung und Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite mindestens auf Augenhöhe. Doch leider müssen wir feststellen, dass die Realität in vielen Branchen doch anders aussieht, zumindest für diejenigen, die bereits seit längerem bei demselben Arbeitgeber beschäftigt sind und aus unterschiedlichen Gründen nicht wechselwillig oder nicht wechselfähig sind. Gerade im Pflege- und Betreuungssektor haben die Arbeitnehmer*innen damit zu kämpfen, dass der Fachkräftemangel so immens ist, dass fast kein Träger vernünftige Arbeitsbedingungen anbieten kann. Neue Kräfte werden oft mit erheblichen Wechselprämien und guter Bezahlung gelockt - müssen dann aber feststellen, dass die Betreuung und Pflege mit so wenig Personal durchgeführt werden muss, dass die Arbeit nicht als sinnhaft und befriedigend empfunden wird.

Menschen, die sich dafür entschieden haben, in der Pflege oder Betreuung zu arbeiten, tun dies in der Regel aus einer Berufung, die sie in der Mangelverwaltung nicht finden können und auch gute Bezahlung und hohe Prämien das empfundene Manko nicht wettmachen können.

Für das Stammpersonal sieht es noch bitterer aus. Dies muss ertragen, dass Prämien ausschließlich fürs Kommen, aber nicht fürs Bleiben und Treue bezahlt werden und auch die Löhne der „Neuen“ oft stattlicher ausfallen als die der „Alten“.

Viele Arbeitgeber in der Pflege beziehen ihr fehlendes Personal mittlerweile aus Zeitarbeitsfirmen, für das sie noch höhere Tagessätze zahlen (die Zeitarbeitsfirma muss schließlich auch von etwas leben) und die sich zudem aussuchen können, wann sie eingesetzt werden. Das Stammpersonal wird dann um die Wunschschichten der Zeitarbeiter*innen herum geplant.

Auf den ersten Blick sieht es wenigstens so aus als gäbe es auch in der Pflege eine „Gewinnergruppe“ auf Arbeitnehmer*innenseite – die Zeitarbeitskräfte.

Aber kann ich dauerhaft die Erfüllung in meiner(m) Beruf(ung) finden, wenn ich weder zu Kolleg*innen noch zu meinen Patient*innen eine Beziehung aufbauen kann, weil ich ständig woanders bin…?

Was macht gute Arbeitgeber*innen aus?von Norbert Jansen

Diese Frage dominiert seit einiger Zeit Stellenbörsen, Online-Portale und Business-Magazine. Bestimmt haben Sie sich auch schon einmal diese Frage gestellt und dabei an Ihren eigenen Arbeitsplatz gedacht.

Bin ich zufrieden mit meiner jetzigen Position, mit meinem Aufgabenbereich? Habe ich Wünsche, wie mein Arbeitsplatz besser und sinnvoller gestaltet werden könnte? Arbeite ich gerne mit meinen Kolleginnen und Kollegen? Wie steht es um meine persönliche „Work-Life-Balance“?

Fragen wie diese können bestimmt noch um viele weitere Themen (z.B. Umgang und Zufriedenheit mit Kund*innen, Lieferant*innen, Dienstleistung, Produkt etc.) ergänzt werden. Auch wenn natürlich nach wie vor die Existenzsicherung und finanzielle Absicherung nahestehender Personen und Familien im Vordergrund stehen, so stellen Mitarbeitende oft neue Ansprüche an sich und ihre Tätigkeit. Vielleicht sogar gänzlich andere als jene, die viele Arbeitgeber*innen noch von sich selbst gewohnt sind und aus eigener Erfahrung seit Jahren kennen.

Das ist herausfordernd, Arbeitgeber*innen können diesen Trend nicht ignorieren.

Viele haben in puncto Attraktivität in aktuellen Umfragen besonders dadurch punkten können, dass sie neben einer fairen Bezahlung auch an anderen Stellschrauben drehen, die nicht unmittelbar monetär aufzuwiegen sind:

Arbeitsatmosphäre, sinnstiftende Tätigkeit, betriebliches Gesundheitsmanagement, Sicherheit am Arbeitsplatz, wertschätzende Kommunikation, Weiterbildungsmöglichkeiten, flexibles Arbeiten für eine bessere Work-Life-Balance, Umwelt- und Sozialbewusstsein.

Arbeitgeber*innen müssen heute verschiedene Wege und Mittel ausprobieren und sich bemühen, um Mitarbeitenden zu finden und zu halten. Jeder Betrieb wird entsprechend der jeweiligen Besonderheit und Branche andere Schwerpunkte legen.

Bei allen jedoch gilt die Regel: Wer seinen Mitarbeitenden zuhört und diese an der Gestaltung der Arbeitswelt beteiligt, kann nur gewinnen.

Sag mir wo die Fachkräfte sind, wo sind sie geblieben...von Michael Ossege

Die 20. Gemeinsame Fachtagung für Mitarbeitervertretungen und Dienstgebervertreter*innen hat am Donnerstag den 02.11.2023 im KönzgenHaus stattgefunden. Die Veranstaltung thematisierte das hochaktuelle Thema und ebenso gravierende Problem des Fachkräftemangels und stellte verschiedene Sichtweisen und Lösungsansätze vor, wie mit einer gemeinsamen Anstrengung der momentanen Lage „Herr“ zu werden wäre. Es müssten Lösungen und Auswege aus dieser misslichen Lage gefunden werden, die allen Beteiligten, ob für Mitarbeitervertretungen oder für Dienstgebenden Vorteile bringen. Fehlende Fachkräfte aus Sicht der Personaler*innen machen Arbeitsplanung und Organisation immer schwerer. Dem gegenüber stehen Mitarbeiter*innen, die vor Erschöpfung und Überarbeitung ihre Gesundheit gefährden. Ein Totalausfall wurde als ein Szenario ausgemalt.

Die Begrüßung durch den Vorsitzender der Diözesanden Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen im Bistum Münster (DiAG-MAV), Martin Wennekers, ließ bereits zu Beginn des Tages erahnen, was die Teilnehmenden zu erwarten hätten.

Die Situation für die Mitarbeitenden in den Einrichtungen der verfassten Kirche und des Caritasverbandes im Bistum Münster sei dramatisch. Überarbeitung, Überstunden, Kündigungen und Krankeitsmeldungen überschatten die tägliche Arbeit. Der Mensch und das System sind an ihre Belastungsgrenzen angelangt. Aber: Den Anwesenden solle mit der Versanstaltung auch Mut gemacht werden. Mut, dass es Lösungswege gäbe, die gelte zusammen zu erarbeiten.

Als erster Redner zeichnete Dr. Alexander Kubis vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit zur Zukunft der Fachkräfte in Deutschland ein düstern wirkendes Bild zum Titel der Veranstaltung. In seinem Vortrag wies er auf die drohenden Probleme hin, die für unsere Gesellschaft eine große Gefahr bedeuten könnten. Durch den demographischen und strukturellen Wandel sowie einen Rückgang in der Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte und klimatischen Änderungen stünden wir vor enormen Einschnitten unseres gewohnten Lebensstandards, insbesondere mit Blick auf die Finanzierung unseres Rentensystems. Aber es gäbe auch Hoffnung. Eine ausgeweitete Arbeitsmigration, die bis zu 400.000 Arbeitskräfte jährlich in unseren Arbeitsmarkt integrierte, könnte Abhilfe schaffen und unser aktuelles Beschäftigungsniveau halten. Gestützt werden seine Erläuterung mit Zahlen der Arbeitsagenturen, sowie den selbst erhobenen Zahlen der IAB- Stellenerhebung.

Marcus Proff vom DiCV Münster machte mit Nachdruck auf die Sitution der Krankenhäuser aufmerksam, indem er die Initiative „Alarmstufe Rot“ intensiv vorstellte, die finanziellen Nöte beschrieb und Bezüge zur Krankenhausreform herstellte. Auch er schloss seinen Vortrag mit möglichen Lösungsansätzen, die die Caritas als Benefit für neue und alte Mitarbeiter*innen anbiete, bevor im Fazit ein Appell zur gemeinsamen Kraftanstrengung aller im Gesundheitswesen ins Zentrum rückte.

Der dritte Beitrag beleuchtete den Titel der Veranstaltung von einer anderen Seite: Helmut Husman von der Caritas Gesundheit Berlin nahm die Teilnehmenden mit auf eine Reise. Als Experte für Personalgewinnung führte er durch den Verlauf einer Reiseplanung, wie er analog auf die Phasen eines Bewerber*innen-Managements anzupassen sein könnte.

Praxisnah konnte nach dem Mittagessen Jana Volk von den Freiwilligen Diensten Münster berichten und über die Vorteile referieren, die eine Beschäftigung von Menschen mit sich bringen kann, die ein FSJ oder BuFDi mit sich bringen.

Auch Jürgen Voß vom BIT in Bochum knüpfte an die Praxistauglichkeit an und stellte vor, was Unternehmen davon haben, wenn sie ein Betriebliches Gesundheitsmanagement auf den Weg bringen. Ein Fazit könnte lauten: Gesunde Mitarbeitende sind zufriedene Mitarbeitende und ziehen neugierige Blicke auf sich.

Mit etwas Überlänge schloss die Veranstaltung mit einigen Fragen aus dem Publikum gegen 16 Uhr. Die Teilnehmenden nutzen im Anschluss an die Tagung die Räumlichkeiten des KönzgenHauses, um die Chance zu nutzen ihr persönliches Netzwerk weiter zu knüpfen und in den Austausch über die Impulse des Tages zu gehen.