Mit diesem Satz begrüßte Geschäftsführer Norbert Jansen am vergangenen Wochenende im KönzgenHaus rund 50 entwicklungspolitisch engagierte Teilnehmer*innen der Fachtagung „Digital global: Risiken und Chancen von Arbeit in der Zukunft“, die aus ganz Deutschland angereist waren.
In Kooperation mit der KAB Deutschlands und dem Weltnotwerk der KAB organisierte das KönzgenHaus wie schon im Vorjahr eine international und global angelegte Veranstaltung.
Digitalisierung geht jeden an und ist nicht aufzuhalten. Also muss man genau hinschauen, welche Vorteile sie bietet und welche Nachteile im Zaum zu halten sind. Denn Effizienz und Schnelligkeit bedeutet noch lange nicht mehr Gerechtigkeit – z.B. in den Arbeitsbeziehungen.
Fachreferent*innen u.a. aus Berlin, Bonn, Köln und Brüssel gaben Impulse und aktuelle Einsichten in die globalen Zusammenhänge.
Mit vielen Beispielen wurden positive und segensreiche Errungenschaften wie in der Medizin, Landwirtschaft und Kommunikation dargestellt: So können bspw. in ländlichen Regionen Afrikas, die ansonsten von der Versorgung weitgehend abgeschlossen sind, medizinische, bisweilen lebenswichtige Diagnosen per Videotelefonat gestellt werden.
Und gleichzeitig gibt es eben auch die besorgniserregenden Konzentrierungen bei einzelnen Social-Media Konzernen und die Gefahr der Manipulation ganzer Volkswirtschaften und Demokratien.
Potentiale und Chancen der Digitalisierung sind abzuwägen mit den Gefahren und Risiken.
Aber nicht „irgendwie neutral“, sondern auf dem ethischen Fundament der katholischen Sozialverkündigung und des Selbstverständnisses der KAB. Das wurde den Teilnehmenden der Tagung sehr deutlich. Es erfordert Kenntnis und Auseinandersetzung mit den technischen Hintergründen und sozialen Folgen weltweit. Mit der Fachtagung im KönzgenHaus ist dazu ein weiterer Schritt gut gelungen!
So wurden die Fragen nach Beteiligung von Bürger*innen und Arbeitnehmer*innen, Transparenz und Macht als die wesentlichen herausgestellt. Hier braucht es dringend gesetzlicher Regulierungen. Zu den Auswirkungen einer rasant steigenden Digitalisierung im globalen Kontext berichteten auch Sarah Prenger, Präsidentin der internationalen Jugendorganisation CAJ und Caro Moch, ebenfalls CAJ. Gerade die Jugend – und das weltweit – sind gezwungen mit den neuen Formen der Erwerbsarbeit umzugehen und den Herausforderungen in der digitalen Arbeitswelt zu begegnen. „Digitale Arbeit muss zwingend eine Arbeit sein, die einen rechtlich geklärten und gesicherten Arbeitnehmerstatus hat“, forderte Prenger. Es müsse eine Diskussion in Gang gesetzt werden, wie im digitalen Kapitalismus die Arbeitsbedingungen, etwa über Mitbestimmungsrechte, mitgestaltet werden können.
Und auch die Frage von Nachhaltigkeit muss besonders differenziert betrachtet werden. „Die Digitalisierung verringert nicht unseren ökologischen Fußabdruck, im Gegenteil, allein durch die Einführung des Autonomen Fahrens würde der Energiebedarf durch das extreme Anwachsen der Datenströme außerordentlich zunehmen“, betonte Sven Hilbig, Referent für Welthandel vom Entwicklungswerk „Brot für die Welt“. „Die Batterie eines Elektroautos enthält 10.000 mal so viel Lithium wie ein Handy-Akku.“ Der damit steigende Bedarf an Rohstoffen aus Afrika sei ein gravierendes Problem für soziale und ökologische Nachhaltigkeit im globalen Süden. „Der digitale Handel, wie hier mit Rohstoffen, droht außerdem den Spielraum für Entwicklungs- und Schwellenländer einzuschränken, die digitalen Lieferketten erhöhen vor allem die Wertschöpfung von global agierenden Konzernen und Plattformen“.
Gleichzeitig passiert in Afrika gerade ein evolutionärer Quantensprung – von der Agrargesellschaft ins digitale Zeitalter. Das Smartphone hat den Kontinent vernetzt wo Straßen, Bahnhöfe und Flughäfen fehlen. Es gibt viele neue Ideen. Dr Pedro Morazan vom Südwind Institut betonte für die rasante Entwicklung: „Es ist ungemein wichtig, dass die Regierungen, Handelskammern und die digitale Community Regeln setzen, wieweit die globalen Konzerne sich in die lokale Technologieszene und Industrie einbringen dürfen, damit die lokale Start-up Szene geschützt wird“.
Eine intensive Auseinandersetzung hat mit der Fachtagung begonnen – und die Themen Digitalisierung und menschenwürdige Arbeit werden das KönzgenHaus auch im kommenden Jahr in vielen Seminaren und Veranstaltungen weiter beschäftigen.
Auf dem Foto: Sarah Prenger und Caro Moch